Ramses 1 - Der Sohn des Lichts by Christian Jacq

Ramses 1 - Der Sohn des Lichts by Christian Jacq

Autor:Christian Jacq [Jacq, Christian]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-05-31T04:00:00+00:00


DREISSIG

MIT BEDAUERN verließ das Heer Buhen, um über den zweiten Katarakt und aus dem Schutz des Festungsgürtels hinaus in die Provinz Kusch zu ziehen, die zwar befriedet, aber von Nubiern bewohnt war, die man ihrer Tapferkeit wegen rühmte. Bis zur Insel Sais, auf der sich die Festung Shaat erhob, wo der Vizekönig zeitweilig residierte, dauerte die Reise nicht lange. Ein paar Meilen flußabwärts hatte Ramses eine weitere Insel namens Amara entdeckt, deren wilde Schönheit ihn betört hatte. Wenn das Schicksal gnädig mit ihm war, wollte er seinen Vater bitten, dort eine Kultstätte zu Ehren der Pracht Nubiens zu errichten.

In Shaat verstummten die sorglosen Gesänge. Die Zitadelle, viel kleiner als Buhen, war voll mit Flüchtlingen aus der so reichen Ebene von Irem, das in die Hände der Rebellen gefallen war. Siegestrunken und unbehelligt vom Vizekönig, der ihnen nur ein paar Veteranen entgegengeschickt hatte, die schnell auseinandergetrieben waren, hatten zwei Stämme den dritten Katarakt überwunden und zogen nun gen Norden. Der alte Traum war aufs neue erwacht: Kusch sollte zurückerobert, die Ägypter vertrieben und die Festungen im Sturm eingenommen werden.

Shaat war diesem Ansturm als erste ausgesetzt.

Sethos ließ sofort Alarm blasen. Auf jeder Zinne hielt sich ein Bogenschütze bereit, oben auf den Türmen standen Männer mit Steinschleudern, und im Schutze der Gräben, verteilt rund um die hohen Ziegelmauern, warteten die Fußtruppen.

Dann nahmen der Pharao und sein Sohn in Begleitung des schweigsamen und niedergeschlagenen Vizekönigs den Festungskommandanten ins Gebet.

»Die Nachrichten sind schauerlich«, bekannte dieser, »seit einer Woche hat der Aufruhr unglaubliche Ausmaße angenommen. Für gewöhnlich kommt es zu Scharmützeln zwischen den einzelnen Stämmen, aber nie zu Bündnissen. Diesmal sind sie sich jedoch einig! Ich habe Botschaften nach Buhen gesandt, aber …«

Die Anwesenheit des Vizekönigs hinderte den Kommandanten, allzu harsch Kritik zu üben.

»Sprich weiter«, forderte Sethos.

»Wir hätten diesen Aufruhr im Keim ersticken können, wenn wir rechtzeitig eingeschritten wären, aber inzwischen frage ich mich, ob es nicht klüger wäre, sich zurückzuziehen.«

Ramses traute seinen Ohren nicht. Wie konnte dieser Mann nur annehmen, die für die Sicherheit Ägyptens Verantwortlichen wären so feige und ahnungslos?

»Sind diese Stämme so furchterregend?« fragte er.

»Es sind Wilde«, erwiderte der Kommandant. »Sie fürchten weder Tod noch Leid. Kämpfen und Töten macht ihnen Vergnügen. Ich würde es niemandem übelnehmen, wenn er flieht, sobald die schreiende Horde zum Angriff ansetzt.«

»Fliehen? Das wäre doch Verrat!«

»Wenn du sie erst siehst, wirst du begreifen. Nur eine zahlenmäßig weit überlegene Armee vermag sie im Zaum zu halten. Und inzwischen wissen wir nicht einmal mehr, ob wir es mit einigen hundert oder Tausenden von Feinden zu tun haben.«

»Bring die Flüchtlinge nach Buhen, und nimm den Vizekönig mit«, befahl Sethos.

»Soll ich Verstärkung schicken?«

»Das werden wir noch sehen. Meine Boten werden dich auf dem laufenden halten. Laß den Nil abriegeln, und erteile allen Festungen Order, sich zu rüsten zur Abwehr eines Sturmangriffs.«

Der Vizekönig zog sich zurück. Er hatte Schlimmeres befürchtet. Der Kommandant bereitete die Evakuierung vor, und zwei Stunden später zog eine lange Kolonne in Richtung Norden. In Shaat verblieben nur der Pharao, Ramses und tausend Soldaten, deren Kampfeslust schlagartig gesunken war. Man



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